Der Pfarrer

Pfarrer zu sein ist für mich ein durchaus zwiespältiges Lebensgefühl. Zum einen genieße ich es in vollen Zügen. Kein Tag ist wie der andere. Woche für Woche steht man vor neuen Herausforderungen, begegnet den unterschiedlichsten Menschen und Lebenssituationen und muss sich mit den verschiedensten Themen auseinandersetzen. Als Pfarrer bist du Prediger, Seelsorger, Therapeut, Autor, Schriftsteller, Manager, Organisator, Moderator, Conférencier, Motivator, Magier und Clown – je nachdem, mit wem du es zu tun hast. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und macht mir persönlich viel Spaß.

Auf der anderen Seite merke ich immer wieder, wie schwer es ist, Pfarrer zu sein und gleichzeitig als Mensch wahrgenommen zu werden. Die einen heben dich auf ein Podest, auf das du gar drauf willst, die anderen denken nicht viel Gutes von dir, weil sie die Kirche für einen verlogenen Haufen halten. So oder so halten sie Abstand vor dir. In einem Traumlexikon habe ich einmal gelesen, dass ein Pfarrer, der einem im Traum begegnet, für ein „schlechtes Gewissen“ steht. In der Tat erlebe ich es immer wieder, dass die bloße Nennung meines Berufes Menschen irgendwie unter Rechtfertigungsdruck bringt und bei ihnen Schuldgefühle auslöst. Das hilft nicht gerade, wenn man Menschen unbefangen und auf Augenhöhe begegnen möchte.

Ich mache in meinem Beruf vieles anders als meine Kolleginnen und Kollegen. Das heißt nicht, dass sie es schlecht machen. Aber ich glaube, dass wir den Pfarrberuf völlig neu definieren müssen, wenn wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wirklich bewältigen wollen. Unsere Kirche steckt heute in einer großen Krise, und es ist unrealistisch, zu glauben, dass wir die Krise ausgerechnet mit jenen Mitteln lösen werden, die zu dieser Krise geführt haben. Das herkömmliche Pfarrerbild hat die Gemeinden weitgehend entmündigt. Im Ergebnis haben wir in unserer Kirche eine kleine Anzahl religiöser Profis mit einigen wenigen Getreuen und ein großes, passives Herr von Kirchenmitgliedern, die mehr oder minder Distanz zu ihren Gemeinden halten. Eine grundlegende Änderung dieses Zustandes werden wir nur erleben, wenn wir das Berufsbild des Pfarrers radikal ändern. Ich sehe meine Hauptaufgabe als Pfarrer nicht als Hirte meiner Gemeinde, sondern als Multiplikator. Ich möchte jenes „allgemeine Priestertum“ freisetzen, das Martin Luther vor 500 Jahren so wichtig war und das ich heute in unserer Kirche nicht einmal ansatzweise umgesetzt sehe. Wir versuchen in unserer Gemeinde darum einen völlig anderen Ansatz und staunen nicht nur über viele Hundert Gottesdienstbesucher/innen, sondern auch über mehr als 300 Leute, die bei uns ehrenamtlich mitarbeiten.

In diesem Teil meiner Homepage erzähle ich Ihnen ein bisschen etwas von der erstaunlichen Story unserer Gemeinde. Ich schildere Ihnen unseren „Traum von Kirche“ und veranschauliche Ihnen die Philosophie und die Gesetzmäßigkeiten, nach denen wir versuchen, unsere Gemeinde aufzubauen. Schließlich weise ich Sie auf das „Andreasnetz“ hin, das wir gebildet haben bzw. biete Ihnen an, Seminare in Ihrem Kirchenkreis oder Ihrer Gemeinde durchzuführen.

Web-Links:

www.mi-di.de (Die gemeinsame Zukunftswerkstatt von EKD, AMD und Diakonie Deutschland, für die ich seit 2020 als Direktor tätig bin.)

www.andreasgemeinde.de (Die Gemeinde, in der ich 20 Jahre lang als Pfarrer tätig war.)

www.kirchefuermorgen.de (Eine junge, freche kirchenpolitische Gruppierung aus Baden-Württemberg, die auf kirchenpolitischer Ebene ziemlich viel von dem umsetzt, was auch mir vorschwebt.)

www.churchconvention.de (Ein Netzwerk aktiver und angehender Verantwortungsträger:innen und Gestalter:innen in der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem ich seit einigen Jahren angehöre.)

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